Ich möchte im Vorhinein erwähnen, dass die meisten Fotos von diesem Post von Kindern gemacht wurden, weshalb die Qualität und die Perspektiveauswahl manchmal fragwürdig erscheinen mag. Aber Kreativität kennt ja bekanntlich keine Grenzen (:
# Eine unbeschwerte Sommer-Sonnen-Briese, leicht wehende geschmückte Palmenzweige im Wind, braun gebrannte Schokohaut im Kontrast zu roten Weihnachtsmannmützen, T-Shirt und sockenlose Füße #

So oder so ähnlich hätte ich mir die Weihnachtszeit in einem Land wie Indien mindestens vorgestellt. Okay, dass das mit dem T-shirt nicht ganz hinhauen kann war absehbar - aber der Rest ..... !
Die Vorstellung, die uns schließlich hier geboten wurde, reichte nicht einmal annähernd an meine von Fernweh geplagten Kindheitsträume.
Das ganze begann schon Mitte November. Mit jeder Nacht zog ich den Reißverschluss meines Schlafsacks einen cm Höher, um auch wirklich jeden möglichen Fluchtweg meiner gehütet und gebrüteten Wärme zu versiegeln. Schließlich gesellte sich zu der langen Schlafanzughose auch noch mein dicker Wollpullover hinzu.
Auf dem Markt tauchten neben Obst- und Gemüseständen jetzt plötzlich Wollsockenverkäufer auf, die Tage wurden kürzer und der Unterricht wurde schließlich wegen der Kälte IN (!!!) den Räumen raus in die Sonne verlegt.
Unsere Gasteltern/Schuldirektoren hatten sich für diese Zeit auch eine ganz besondere Aufgabe für uns überlegt. Da es für die Vorweihnachtszeit auch Dinge zu erledigen gab, die man - wie das Kaffeekochen an Praktikanten - einfach an die hierarchisch unterste Stufe abwälzt (Volontäre), sahen Anna und ich uns plötzlich 12 Bögen Buntpapier gegenüber, aus denen nun 300 Sponsorenkarten gebastelt werden sollten.
Was in Deutschland für mich mit einer gewissen Last verbunden wäre - bestehend aus dem Drang es wirklichen allen Recht zu machen und überkochender Motivation - lag hier unfassbar leicht auf der Schulter!
Zum einen gibt es den Lebenstiel des in Deutschland allseitsbekannten "Perfektionisten" schlicht weg nicht, wodurch einfach jeder - ob nun mit Kreativität oder ohne - diese Karten bastelnd konnte.
Tja - wozu lebt man also mit 60 Heimkindern tagtäglich zusammen und verbringt den lieben langen Tag mit zusätzlich 200 Schulkindern? Gebongt! Gleich am nächsten Tag setzten wir uns mit den 60 Mädels vom Heim auf den sonnenüberfluteten Hof und malte 3 Stunden lang an unseren Tagszuvor gebastelten Karten. Doch mit jeder Stunde wurde die Arbeit beschwerlicher. Die einen fingen zu jammern an und verringerten aus Trotz ihr Arbeitstempo und die anderen schlichen sich klamm heimlich davon. Die 3. Sorte traute sich nicht, mir das Herz zu brechen, blieben stumm sitzen und malten tapfer weiter. Leider sprachen ihre Zeichnungen von ihrem Kummer und anstatt schöner Weihnachtsmotive - malten sie Donald Duck, Bambi und den Hund von Micky Maus .... stiller Protest war schon immer der Gefürchtetste ....
Mit dem Blick auf die Uhr stellten wir fest, dass der einzige Ausweg, aus dieser - vor Unkreativität strotzenden Situation - die Flucht zum Mittagessen war. Gesagt getan - aber "zum Spielen kommt ihr doch wieder, Sister oder?" - Kommentarloses Lächeln und schon war die Tür hinter uns zu.ö
Den nächsten Anlauf unternahmen wir bei den Schulkindern. Mit der 6. Klasse setzten wir uns mit Decken nach draußen und die 14 Kinder fingen ganz wunderbar an zu zeichnen, bis ihre Klassenlehrerin sich mit typisch indisch-grimmigem Gesicht vor ihnen auf einem Stuhl niederließ und mit garstigem Ton erklärte, dass sie jetzt 200 Karten zu malen hätten!
Vorbei war der Traum, denn im Nu verwandelte sich die ausgelassene Vorweihnachtsstimmung in eine Kartenschnellproduktionsroutine!
Schlussendlich fehlten uns immernoch 100 Karten. Glücklicher- und Verbotenerweise erklärten sich die Jungs aus dem Home bereit, des Nachts in aller Kälte - mit idyllisch-flüsterndem India-Pop die Arbeit zu besiegeln. Meiner Meinung nach sind in dieser Zeit auch die schönsten Kunstwerke entstanden!

Zu einer gut geführten Vorweihnachtszeit gehören natürlich auch etliche Weihnachtsprogramme. Da die Inder ein ganz offensichtliches Tanzvolk sind, hörte man es bei den Vorbereitungen aus allen Ecken klingen. Dabei handelte es sich nicht nur um traditionell indische Volksmusik - leider hat der westliche Einfluss mehr zerstört als er hätte tun sollen und so wurde "Feliz Navidad" in viel zu schrillen Kostümen und glitzernden Pompons einstudiert.
Da Anna und ich zu wenig von der Vorliebe des indischen Tanzstiels verstehen, beteiligten wir uns an der Dekoration und bastelten hierfür Sterne, die sogar überraschend viel Begeisterung fanden.
Es ist quasi ein MUSS zu Weihnachten in dem glanzvollsten Sari aufzutreten, auch wenn er für den Anlass und die Festivität (für meine Verhältnisse) viel zu Overdressed ist.
Während Anna überraschend schnell einen roten Sari im Rajastand-Stiel (ein Bundesstaat im Westen Indiens, der Bekannt ist für die Kombination aus Druckstoff und Glitzersteinen) fand, verliebte ich mich viel zu schnell in einen weiß-pastelgrünen Alltagssari. Amrita, die uns glücklicherweise bei der Suche half, startete auch augenblicklichen Protest: "Laura, der Verkäufter hat auch grad gesagt, dass du aussiehst wie eine alte Frau!" (Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass jener Verkäufer noch 3 min vorher meinte, dass ich alles tragen könnte und immernoch wunderschön aussehen würde! Pah! Da verstehe einer die Inder .... )
Aber Liebe macht bekanntlich blind und so schafften wir die Saris zum Schneider, der sie noch fertig umnähen sollte. Leider blieb dieser Schritt auch nicht kommentarlos: "Wie könnt ihr den deutschen den so einen Sari kaufen lassen? Ihr müsst wirklich besser auf sie aufpassen!"
Am 22. Dezember wurden wir Teilnehmer unseres ersten Schrottwichtelns! Da die Stuffs plus Familie eine sehr kostspielige Angelegenheit wären, was die Bescherung angehen würde, bietet sich das Wichteln förmlich an!
Im Vorfeld ist Jeder angehalten eine Kleinigkeit im Wert von 100 Rs zu besorgen und sie am betreffenden Tag mitzubringen. Als hätte die indische Geschäftswelt genau für diesen Anlass jene klaffende Marktlücke schließen wollen, gibt es hier sogar spezielle Läden, indenen man schlichtweg die Höhe des zu besorgenden Geschenks angeben muss und schon eröffnet dir der Verkäufer, sein gesamtes Angebot jener Preisklasse. Da in unseren Augen dem Geschenkewahn somit jede Liebe und Kreativität genommen wird, stellen wir uns an den Herd und Kochten Bananenmarmelade und Apfelmus, der letztendlich ebenfalls 100 Rs wert war ;)
Am Abend luden unsere Gasteltern also alle Stuffs und deren Kinder in ihr Wohnzimmer ein, indem alle Geschenke mit Nummern versehen wurden. Nach ein paar fröhlichen Weihnachtsliedern und einer kleinen Predigt wurden nun nacheinander Nummern gezogen. Und so kam jeder zu seinem ganz persönlichen Weihnachtsgeschenk. Anna wurde überraschender Besitzer einer unnützen Dry-Fruit-Box - eine auf kristallgemachte Dose, die man dekorativ mit Rosinen und Nüssen auf den Tisch platzieren könnte (!!). Ich hatte da mehr Glück, denn mein Geschenk bestand aus einem Termosbecher, der außer seiner dekorativ-roten Farbe auch noch nützlich ist.
Am 24. Dezember um 10 Uhr (plus bekanntlich-indischer Verspätung) begann nun das Weihnachtsprogramm, dass von den Homekindern und vereinzelten Schulkindern gestaltet wurde. Die Sonne schien unentwegt, wie an einem wunderschönen Frühlingstag und mit den Weihnachtsliedern wirkte die ganze Situation eher surrealer als fassbar!
Nach dem Programm ging dann das erwartete Fotoshooting los - der für mich plausibelste Grund, warum man sich zu einem Weihnachtsprogramm in solch komplizierte Verschalung wirft. Leider haben die Inder den Trick mit der 1-Picture-share-Sache noch nicht in Genze begriffen. Anstatt also eine Kamera auf die begeisterte Masse zu richten und anschließend jene Fotos per Stick unter die Leute zu verteilen, muss jeder Moment mit der persönlichen Kamera gemacht werden (Deshalb schauen auf den Fotos die Menschen nicht immer in eine Richtung ;) )
Anschließend ging es ans warten, denn die "Bescherung" gabs erst um 5 Uhr. Und die lief auch sehr eigentümlich ab. Während sich alle Homekinder auf den Boden setzten wurden unzählige Blastiktüten aus dem Büro geholt. Dazu gabs ein kleines Theaterstück mit Schafen und Hirten und am Ende saßs sogar Maria für gefühlte 2 Sekunden zwischen ihnen.
Und dann das - plötzlich wurde das Mikrofon angeschlossen und unserem Direktor in die Hand gedrückt. Er hielt eine kurze Ansprache und danach fing er an jegliche Namen der Homekinder ins Mikrofon zu plärren. Diese erhoben sich schließlich ordnungsgemäß, traten nach vorn, bekamen ihre ganz persönliche Plastiktüte in die Hand gedrückt, ein kurzer Händedruck und schon war die Chose vorbei.
Ich fühlte mich kurz an meinen Abiball erinnert, nur, dass wir damals Musik hatten, mit der wir nach vorn traben mussten.
Nachdem nun jeder sein Geschenk hatte war der "Heilige Abend" auch schon vorbei. Um das gänzlich fehlende Paket von Gemütlichkeit, Besinnung und Kerzen schlussendlich doch noch zu bekommen, verkrochen Anna und ich uns in unser Zimmer, zündeten den Adventskranz an und endlich(!!!) wurde das lang gehütete Nutellaglas geöffnet!
Am 25. Dezember sollte es eigentlich in aller Frühe los gehen. Es ist hier Tradition, dass die Homejungs mit unzähligen Rasseln und Trommeln um 5 Uhr in der Früh von unserem Campus hier zu dem 2. Campus laufen, wo unsere Mitarbeiter und ihre Familien wohnen.
Und obwohl es eine qual war so zeitig aufzustehen, schafften wir es doch irgendwie auf die Beine und vor die Tür. Dort angekommen hielt uns das Schicksal jedoch die "Reingelegt"-Karte direkt vor die Nase, denn unsere Gasteltern hatten plötzlich etwas dagegen, dass wir im dunkeln allein mit Jungs zum anderen Campus laufen. Ungreifbare Spontanität.
Da es sich mit Wut im Bauch schlecht einschlafen lässt, schauten Anna und ich zur Feier des Tages einen Nazi-Film.
Der Höhepunkt diesen Tages war eigentlich der Gottesdienst. Zu diesem Anlass studierten wir schon seit 1 1/2 Monaten Gospellieder mit den Mädchen ein, die wir dann zum Besten gaben.
Da der Tag danach noch Jung war und Oscar extra gekommen war, wurde spontan ein Weihnachtsausflug geplant. Kurzerhand fuhren
Vinay, Sachin, Rahul, Oscar, Anna und ich nach Asambaratsch Boot fahren.
Und damit ich mit diesem eh schon viel zu langen Post nun endlich zu "Potte" komme möcht ich euch eines sagen, ihr Lieben: Man kann viel meckern über die westliche Geschenkegier und das kann auch alles berechtigt sein. Aber solang man wenigstens eine Kerze anzündet und es irgendwo nach Plätzchen und gemeinschaftlichem Spaß riecht, ist die Welt für mich noch nicht ganz verloren.
# Eine unbeschwerte Sommer-Sonnen-Briese, leicht wehende geschmückte Palmenzweige im Wind, braun gebrannte Schokohaut im Kontrast zu roten Weihnachtsmannmützen, T-Shirt und sockenlose Füße #
So oder so ähnlich hätte ich mir die Weihnachtszeit in einem Land wie Indien mindestens vorgestellt. Okay, dass das mit dem T-shirt nicht ganz hinhauen kann war absehbar - aber der Rest ..... !
Die Vorstellung, die uns schließlich hier geboten wurde, reichte nicht einmal annähernd an meine von Fernweh geplagten Kindheitsträume.
Das ganze begann schon Mitte November. Mit jeder Nacht zog ich den Reißverschluss meines Schlafsacks einen cm Höher, um auch wirklich jeden möglichen Fluchtweg meiner gehütet und gebrüteten Wärme zu versiegeln. Schließlich gesellte sich zu der langen Schlafanzughose auch noch mein dicker Wollpullover hinzu.
Auf dem Markt tauchten neben Obst- und Gemüseständen jetzt plötzlich Wollsockenverkäufer auf, die Tage wurden kürzer und der Unterricht wurde schließlich wegen der Kälte IN (!!!) den Räumen raus in die Sonne verlegt.
Unsere Gasteltern/Schuldirektoren hatten sich für diese Zeit auch eine ganz besondere Aufgabe für uns überlegt. Da es für die Vorweihnachtszeit auch Dinge zu erledigen gab, die man - wie das Kaffeekochen an Praktikanten - einfach an die hierarchisch unterste Stufe abwälzt (Volontäre), sahen Anna und ich uns plötzlich 12 Bögen Buntpapier gegenüber, aus denen nun 300 Sponsorenkarten gebastelt werden sollten.
Zum einen gibt es den Lebenstiel des in Deutschland allseitsbekannten "Perfektionisten" schlicht weg nicht, wodurch einfach jeder - ob nun mit Kreativität oder ohne - diese Karten bastelnd konnte.
Tja - wozu lebt man also mit 60 Heimkindern tagtäglich zusammen und verbringt den lieben langen Tag mit zusätzlich 200 Schulkindern? Gebongt! Gleich am nächsten Tag setzten wir uns mit den 60 Mädels vom Heim auf den sonnenüberfluteten Hof und malte 3 Stunden lang an unseren Tagszuvor gebastelten Karten. Doch mit jeder Stunde wurde die Arbeit beschwerlicher. Die einen fingen zu jammern an und verringerten aus Trotz ihr Arbeitstempo und die anderen schlichen sich klamm heimlich davon. Die 3. Sorte traute sich nicht, mir das Herz zu brechen, blieben stumm sitzen und malten tapfer weiter. Leider sprachen ihre Zeichnungen von ihrem Kummer und anstatt schöner Weihnachtsmotive - malten sie Donald Duck, Bambi und den Hund von Micky Maus .... stiller Protest war schon immer der Gefürchtetste ....
Mit dem Blick auf die Uhr stellten wir fest, dass der einzige Ausweg, aus dieser - vor Unkreativität strotzenden Situation - die Flucht zum Mittagessen war. Gesagt getan - aber "zum Spielen kommt ihr doch wieder, Sister oder?" - Kommentarloses Lächeln und schon war die Tür hinter uns zu.ö
Den nächsten Anlauf unternahmen wir bei den Schulkindern. Mit der 6. Klasse setzten wir uns mit Decken nach draußen und die 14 Kinder fingen ganz wunderbar an zu zeichnen, bis ihre Klassenlehrerin sich mit typisch indisch-grimmigem Gesicht vor ihnen auf einem Stuhl niederließ und mit garstigem Ton erklärte, dass sie jetzt 200 Karten zu malen hätten!
Vorbei war der Traum, denn im Nu verwandelte sich die ausgelassene Vorweihnachtsstimmung in eine Kartenschnellproduktionsroutine!
Zu einer gut geführten Vorweihnachtszeit gehören natürlich auch etliche Weihnachtsprogramme. Da die Inder ein ganz offensichtliches Tanzvolk sind, hörte man es bei den Vorbereitungen aus allen Ecken klingen. Dabei handelte es sich nicht nur um traditionell indische Volksmusik - leider hat der westliche Einfluss mehr zerstört als er hätte tun sollen und so wurde "Feliz Navidad" in viel zu schrillen Kostümen und glitzernden Pompons einstudiert.
Da Anna und ich zu wenig von der Vorliebe des indischen Tanzstiels verstehen, beteiligten wir uns an der Dekoration und bastelten hierfür Sterne, die sogar überraschend viel Begeisterung fanden.
| Unser erster eigener Adventskranz - der allerdings wegen der hier herrschenden strengen religiösen Regeln Kirchenverbot bekam |
Es ist quasi ein MUSS zu Weihnachten in dem glanzvollsten Sari aufzutreten, auch wenn er für den Anlass und die Festivität (für meine Verhältnisse) viel zu Overdressed ist.
Während Anna überraschend schnell einen roten Sari im Rajastand-Stiel (ein Bundesstaat im Westen Indiens, der Bekannt ist für die Kombination aus Druckstoff und Glitzersteinen) fand, verliebte ich mich viel zu schnell in einen weiß-pastelgrünen Alltagssari. Amrita, die uns glücklicherweise bei der Suche half, startete auch augenblicklichen Protest: "Laura, der Verkäufter hat auch grad gesagt, dass du aussiehst wie eine alte Frau!" (Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass jener Verkäufer noch 3 min vorher meinte, dass ich alles tragen könnte und immernoch wunderschön aussehen würde! Pah! Da verstehe einer die Inder .... )
Aber Liebe macht bekanntlich blind und so schafften wir die Saris zum Schneider, der sie noch fertig umnähen sollte. Leider blieb dieser Schritt auch nicht kommentarlos: "Wie könnt ihr den deutschen den so einen Sari kaufen lassen? Ihr müsst wirklich besser auf sie aufpassen!"
Am 22. Dezember wurden wir Teilnehmer unseres ersten Schrottwichtelns! Da die Stuffs plus Familie eine sehr kostspielige Angelegenheit wären, was die Bescherung angehen würde, bietet sich das Wichteln förmlich an!
Im Vorfeld ist Jeder angehalten eine Kleinigkeit im Wert von 100 Rs zu besorgen und sie am betreffenden Tag mitzubringen. Als hätte die indische Geschäftswelt genau für diesen Anlass jene klaffende Marktlücke schließen wollen, gibt es hier sogar spezielle Läden, indenen man schlichtweg die Höhe des zu besorgenden Geschenks angeben muss und schon eröffnet dir der Verkäufer, sein gesamtes Angebot jener Preisklasse. Da in unseren Augen dem Geschenkewahn somit jede Liebe und Kreativität genommen wird, stellen wir uns an den Herd und Kochten Bananenmarmelade und Apfelmus, der letztendlich ebenfalls 100 Rs wert war ;)
Am 24. Dezember um 10 Uhr (plus bekanntlich-indischer Verspätung) begann nun das Weihnachtsprogramm, dass von den Homekindern und vereinzelten Schulkindern gestaltet wurde. Die Sonne schien unentwegt, wie an einem wunderschönen Frühlingstag und mit den Weihnachtsliedern wirkte die ganze Situation eher surrealer als fassbar!
Nach dem Programm ging dann das erwartete Fotoshooting los - der für mich plausibelste Grund, warum man sich zu einem Weihnachtsprogramm in solch komplizierte Verschalung wirft. Leider haben die Inder den Trick mit der 1-Picture-share-Sache noch nicht in Genze begriffen. Anstatt also eine Kamera auf die begeisterte Masse zu richten und anschließend jene Fotos per Stick unter die Leute zu verteilen, muss jeder Moment mit der persönlichen Kamera gemacht werden (Deshalb schauen auf den Fotos die Menschen nicht immer in eine Richtung ;) )
| (v.l.n.r. oben: 2 Lehrerinnen, Vinay, Amrita, Payal (Lehrerin), Subash. unten: Bearnt, Dhrouv, Anna, Geeta, ich, Sanjay, Gourav) |
| Der Weihnachtsbaum stand einen Monat lang direkt vor unserer Haustür, wodurch ich manchmal das Gefühl bekam, mein FSJ im tiefsten Ami-Land zu machen. Ich sag nur Kunstwatteschnee.... |
Anschließend ging es ans warten, denn die "Bescherung" gabs erst um 5 Uhr. Und die lief auch sehr eigentümlich ab. Während sich alle Homekinder auf den Boden setzten wurden unzählige Blastiktüten aus dem Büro geholt. Dazu gabs ein kleines Theaterstück mit Schafen und Hirten und am Ende saßs sogar Maria für gefühlte 2 Sekunden zwischen ihnen.
Und dann das - plötzlich wurde das Mikrofon angeschlossen und unserem Direktor in die Hand gedrückt. Er hielt eine kurze Ansprache und danach fing er an jegliche Namen der Homekinder ins Mikrofon zu plärren. Diese erhoben sich schließlich ordnungsgemäß, traten nach vorn, bekamen ihre ganz persönliche Plastiktüte in die Hand gedrückt, ein kurzer Händedruck und schon war die Chose vorbei.
| Anna, Vinay und ich |
Ich fühlte mich kurz an meinen Abiball erinnert, nur, dass wir damals Musik hatten, mit der wir nach vorn traben mussten.
| Der erste Heilig Abend ohne Kartoffelsalat und Würstchen - obwohl das mit den Würstchen ja schon eher aufhörte ;) |
Am 25. Dezember sollte es eigentlich in aller Frühe los gehen. Es ist hier Tradition, dass die Homejungs mit unzähligen Rasseln und Trommeln um 5 Uhr in der Früh von unserem Campus hier zu dem 2. Campus laufen, wo unsere Mitarbeiter und ihre Familien wohnen.
| (v.l.n.r. Oscar, ich, Anna, Gourav, Bearnt) |
Da es sich mit Wut im Bauch schlecht einschlafen lässt, schauten Anna und ich zur Feier des Tages einen Nazi-Film.
| Anna und ich mit 2 von vielen wunderbaren Stuff-Kindern vor der neuen Kirche auf dem Campus, die zu Weihnachten eingeweiht wurde |
Da der Tag danach noch Jung war und Oscar extra gekommen war, wurde spontan ein Weihnachtsausflug geplant. Kurzerhand fuhren
| Mama - du wolltest doch schon immer sehen, wie es aussieht, wenn man zu 3 auf einem Mopet fährt .... ein reines Vergnügen! |
Und damit ich mit diesem eh schon viel zu langen Post nun endlich zu "Potte" komme möcht ich euch eines sagen, ihr Lieben: Man kann viel meckern über die westliche Geschenkegier und das kann auch alles berechtigt sein. Aber solang man wenigstens eine Kerze anzündet und es irgendwo nach Plätzchen und gemeinschaftlichem Spaß riecht, ist die Welt für mich noch nicht ganz verloren.