Freitag, 9. Mai 2014

Hasta la vista - baby!

2 Wochen!

Wo sind sie alle hin, die Momente?


Eben lagen wir in Deutschland noch auf der Wiese mit unserer großen Schwester und haben die letzten Tränen des Abschied verdrückt, dann saßen wir doch eben erst im Auto zu unserem Kinderheim und neulich erst feierten wir doch Weihnachten!

Gewannen Anna und ich am Anfang den Eindruck, die Zeit wolle gar nicht mehr vergehen, fing sie spätestens im Januar an ein Wettrennen zu entfachen.

Die Aufgabenstellung war eigentlich, ein Tier aus ihrem
eigenen Gedächtnis zu zeichnen und nicht von meinen
Vokabelblättern abzumalen ... !
v.l.n.r. Raman, Megha, Rozi, Raki
Immer öfter ertappe  ich mich dabei, wie sentimentale Gedankenspiele die Oberhand meines Gewissens gewinnen -"wie oft werde ich dieses Kind noch lachen sehen?", "vielleicht ist es das letzt Mal, dass ich diesen Dahl esse" etc....
Dabei geht es gar nicht um das "wie lange noch ..." sondern eher um das "wie schnell werde ich das alles hier vergessen?".

Früh läutet die Glocke der Kinder für das Morgengebet, danach kommt das Kreischen der ankommenden Schüler und dann erst meldet sich unser Wecker.  Das, was all die Monate zur Routine geworden ist, wird nun zu einem schmerzlichen Event.
Wenn wir den Klassenraum der 1. und 2. Klasse betreten springen die kleinen Quälgeister mit einer Motivation auf und schreien förmlich "Good morning Ma´m!",  dass man sich fragt, warum sie bei buchstabieren nicht so begeistert dabei sind.

... und wenn man ihnen dann Ideenanregungen
an die Tafel malen kommen sie mit ihren
Heften zu mir gestürmt, damit ich
ebendiese Bilder für sie zeichne ...
Selbst wenn ich durch unsere Arbeit und durch das Wohnen im Heim mit 100% Sicherheit sagen kann, dass jegliche sozialen Studiengänge- bzw. Berufsfelder mit Kindern für mich nicht zur Debatte stehen, ist es eine Wonne mit den herzensguten Bälgern zu arbeiten (Auch wenn sie bei uns möglicherweise besser malen gelernt haben also buchstabieren ;) ).

Ein weiteres Paradoxon unserer bisherigen Indienzeit ist, dass man sich im Vorhinein unglaublich viele Sachen vorgenommen- und davon nicht einmal die Hälfte geschafft hat!
Man könnte ja mal.... - Lass uns heute Abend doch.... Die Pläne  für zahlreiche Ideen waren da, aber meist grundlos wurden sie in den Sand gesetzt. Nicht, dass wir dadurch unproduktiver wurden. Wir haben trotz dessen eine Menge geschafft.
Sei es die tagtägliche Arbeit mit der 1. und 2. Klasse, deren Gefühl für die englische Sprache nun ausgereifter scheint! Mit den Homekindern haben wir 60 neue Geschwister bekommen,  die uns durch zahlreiche Stunden- gefüllt mit singen, lachen oder guten Gesprächen so sehr ans Herz wuchsen, dass uns nun der abrupte Abschied sehr schmerzt. "Didi, du kommst doch im August wieder, oder?" - Was sagst du zu solchen traurigen Augen, deren Flehen nicht nur in der Stimme zu hören ist? "Klar, aber nur wenn du mich anschließend in Deutschland besuchen kommst!" Die Sinnlosigkeit dieses Satzes ist förmlich greifbar - denn dieses Kind besitzt nicht einmal genug Geld um allein zu überleben! Schlussendlich bleibt ein loses Lächeln auf den Lippen liegen und der Abschiedsgedanke wurde einmal mehr aus dem Kopf gewischt.

PS: Mumbai ist im übrigen mit 12,48 Millionen Einwohnern die größte Stadt Indiens und gleichzeitig die viertgrößte Stadt Asiens!
Die zweitgrößte Stadt Indiens ist und bleib jedoch Delhi mit 11,01 Millionen Menschen! (55% lagen richtig - seeehr schön!)