12 Stichpunkte also.......
12 Stichpunkte und den Unmut an meiner Seite!
Auf dem Zettel stehen gerade mal die Sachen, die für die Polizei einen "Wert" haben. Was für immaterielle Schätze in diesem Koffer waren, wissen sie nicht - wollen sie wahrscheinlich auch nicht wissen, denn eine entscheidene Rolle für die Anzeige, um die sich mit großer Sicherheit niemand kümmern wird, spielt das nicht.
Wahrscheinlich war das für mich der zweite "große" Schlag ins Gesicht, den mir dieses Land verpasste. Eine ganz persönliche Mahnung, dass Naivität eine Sackgasse ist, aus der man leicht rein, aber niewieder rauskommt.... zumindest nicht unbeschadet.
Und all das - obwohl die 2. Reise, die wir kürzlich antraten so gut begann .....
Am 17. März war Holi - das Fest der Feste hier in Nordindien. Gefeiert wird es zu Ehren von Holika und der westliche Volksmund bezeichnet es gern auch als "Frühlingsfest".
Anna, Oscar und ich haben dazu sehr schönen Besuch bekommen: Max, Max und Ludwig aus Cottbus.

Und weil wir ihnen zu Holi auch etwas bieten wollten ging es nach Varanassi. Die Stadt, an der der Ganges sein kühnes Blau mit einem trüben braunen Mantel tauscht, die dem Venedig-chlichée nicht gerecht werden kann - obwohl unzählige Touristen in Schiffen auf dem Fluß "begondelt" werden und an dem 24 Stunden lang am heiligen Ufer unermüdlich Tote verbrannt werden, ja, dahin verschlieg es uns.
Am Tag vorher deckten wir uns prächtig mit Wasser- und Pulverfarben ein, um der Show am nächsten Tag auch etwas bieten zu können.
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| Vorher .... |
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| .... nacher! |
Mit 1,5l Wasserflaschen voll Farbe und einem kleinen Loch im Deckel, mit weißen T-shirts und Partyhüten ging es um 10 Uhr los. Kaum traten wir aus der Tür des Hotels kamen schon die ersten Farbbomben von den Dächern und eine Gruppe "buntgescheckter" zog kreischend an uns vorbei und schließlich kamen die Inder, um uns Farbe an die Wangen zu reiben. (An dieser Stelle muss ich anmerken, dass ich Mami recht geben muss - zu Holi ohne männliche Begleitung auf die Straße zu gehen ist reichlich unangenehm....)
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Haartechnisch fand ich die
Farbkombo ehrlich schön! |
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| P. Langstrumpf in Farbe |
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v.l.n.r. Anna, ich, Oscar, Max, Ludwig
Max |
1 1/2 Stunden später hätte ich mich im Spiegel kaum wiedererkannt - Bunt von oben bis unten - ohne Ausnahme! Selbst nach einer 50 Minütigen Dusche wurde die Farbe zwar blasser aber wollte partout nicht gänzlich entschwinden!
Noch am selben Abend sollte es mit dem Zug weiter nach Darjeeling gehen. Und da begann der ganze Schlamassel erst. Zuerst hieß es, der Zug habe nur 10 Stunden Verspätung. Nach einer ordentlichen Portion Eis und einer Streiterei mit dem Bahnpersonal bekamen wir schließlich (trotz unserer Hautfarbe) ein Bett im Bahnhofsgebäude. Früh um 8 Uhr quälten wir uns also aus den Betten nur - ja - nur um festzustellen, dass aus besagten 10 Stunden eine 14 geworden war!
Na prima - Indien Railways - die können von der Deutschen Bahn wahrlich etwas lernen ;)
Nach unzähligen Chipstüten - Buchseiten und Auf-die-Uhr-werfenden Blicken kam der Zug letztlich mit 17 Stunden Verspätung an. Was für ein befreiendes Gefühl, in den stickigen Wagon zu klettern und sich - beglückt über das eigene Abteil - auf die Liege nieder sinken zu lassen (und das - obwohl es der dreckigste Zug war, denn ich je gesehen habe! So viele Kakerlaken und Mäuse - unfassbar!) . Nach aufkeimender Stimmung sah der weitere Abend auch nicht aus - und so verzogen sich schnell alle in ihre Betten oder mit ihrem Buch zurück.
Schlussendlich waren Oscar und ich die letzten, die unsere Sachen lieblos in den Rucksack verstauten, ihn (leider) ungesichert auf die unterste Liege schoben und mit dem Vertrauen auf ein wachsames Unterbewusstsein dem Schlaf in die Arme liefen.
"Laura - dein Koffer - wo ist der denn?" - Ja, wo war er denn? Blind wie ein Huhn schaute ich mich um. "Der liegt vielleicht im nächsten Abteil? .... oder im Übernächsten? oder..... ?"
Die bittere Wahrheit kennt leider kein Happy End. Noch immer Blind (meine Brille und die Kontaktlinsen waren im besagten Koffer), dafür mit Tränen in den Augen wurde die gesamte Sleeperclass abgesucht - nichts. Maxs Koffer war ebenfalls verschwunden.
Und dann begriff ich erst, was es hieß, dass ausgerechnet MEIN Koffer weg war: die Kreditkarten von Anna und mir, mein Pass, unser gemeinsames Handy und die Kamera, das Reisetagebuch, meine Gedichte und und und....
Um uns aufzuheitern schenkte uns ein MitPassagier 1000 RS und der Schaffner gab uns ein Frühstück aus. Schwacher Trost - aber Civilcourage vom Feinsten!
Da unser Zielbahnhof nur noch1 Stunde entfernt lag, lohnte es sich nicht einmal mehr auszusteigen und die letzten Stationen ab zu fahren.
Doch sollten wir in jenem Moment Hoffnung gehabt haben, dass die örtliche Polizei von Shiliguri uns helfen würde - wurden wir spätestens nach 1 Stunde auf dem Amt enttäuscht. Sie hatten kein passendes Formular - keine Ahnung und keine Lust und wollten uns eigentlich so schnell wie möglich in den nächsten Bezirk abschieben denn "wir sind hier nicht für sie zuständig!". Na schön - nach ein paar heimlich riskierten Blicken in die Ordner und lauter werdenden Worten bekamen wir schließlich was wir wollten - eine Anzeige und den Nachweis auf fiese-miese Weise bestohlen worden zu sein.
Geknickt ging es trotzdem weiter nach Darjeeling (wer hat schon die Gelegenheit für 1 Woche Passlos die Grenzen Nepals ausfindig zu machen?). Unser großes Ziel hieß nämlich, zwischen Indiens und Nepals Grenzen und im Singalila Nainonal Park im Himalaja wandern zu gehen.
Wie die Fotos beweisen dürften, war diese Entscheidung die Beste, die man hätte treffen können! Selbst als blindes Huhn, mit nur 20% Sehkraft, ist der Ausblick, der sich hinter der Wolkendecke erahnen ließ, unglaublich (außerdem scheint die Bergluft wahrlich die Seele zu beflügeln ;) )
Innerhalb von 2 Tagen stiegen wir bis auf 3700 m, um uns in einer Schneesturmnacht (außerhalb- sowie im Zimmer) die Ohren ordentlich abzukühlen und am nächsten Tag wieder abwärts zu wandern.
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| Blinde Hühner unter sich .... |
Wieder in Darjeeling angekommen trennten sich unsere Wege dann. Da ich zwar problemlos (und nicht immer koscher) an den Grenzposten vorbeigekommen bin - aber in 5 Monaten wieder ausreisen wollte, beschlossen Anna und ich nach Kolkata zu fahren, während die Jungs wieder Richtung Dehradun fuhren.
Kolkata war wirklich nochmal ein Abendteuer für sich! Nach unzähligen Stunden im Konsulat und unterschiedlichsten Bekanntschaften aus fast jeder Gehaltsklasse könnten hier wahrhaft unglaubliche Geschichten aufgeschrieben werden, die den Bogen allerdings überspannen würden.
Ein großer Dank ist allerdings dem guten Hannes, Nils und Mira zu widmen. Die 3 arbeiten in der nähe von der allseitsbekannten Fischstadt ebenfalls als FSJ´ler und haben uns die 3 Tage wahrlich versüßt (auf das ihr Fischköpfe auch mal die Bergluft schnuppern kommt ;) )
Trotz der Vielzahl an bedenklicher Anrufe, ob es denn gut sei, dass Anna und ich allein mit dem Zug fahren würden und ob das nicht gefährlich werden würden, kamen wir mit nur 1 Stunde Verspätung zuhause an und wurden in der 36 stündigen Zugfahrt von sehr gesprächigen Militärakademikern bewacht. Irgendjemand passt schließlich immer auf einen auf! (Die Naivität lässt Grüßen ;) )
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| Ende |
PS: Die Hunde in unserem Home hier werden wirklich Vegan ernährt!!!! Sie bekommen meist die Essensrest der Kinder und da weder im Reis noch im Dal Milch- oder Eiprodukte enthalten sind, liegt es auf der Hand, dass sie ganz im Kreis der Ökonazis aufgenommen sind (Aber eher ungewollt). Einmal im Monat gibt es allerdings Fleisch .....