Nach 18 Tagen des 19 Seins ein kleines Geschenk für euch =
aktuelle Updates! ;)
So verrückt wie man sich einen Geburtstag in der Fremde
vorstellt war dieser Tag eigentlich gar nicht. Eher absurd – ja absurd trifft es
ganz und gar.
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| Jaja - das 19-sein |
Früh am Morgen – während Anna und ich die Bettdecke noch bis
zu den Ohren gezogen haben fängt es vor unserem Zimmer an zu rumoren. Wenn es
ein Land gibt, in dem die Frühaufsteher geboren werden, dann ist es Indien.
Schon wenige Sekunden später hören wir es rufen: „Sister – come! Didi come
window! “. Dort wurden wir von begeisterten Mädchen mit Glückwünschen und
Geburtstagskarten überschüttet. Selbst die Home-Jungen haben neben einer SMS
eine Glückwunschkarte unter der Tür durchgeschoben. Auch über den Tag hinweg
hat man es immer wieder aus zahlreichen Ecken „Happy Birthday“ flüstern gehört
und unsere letzte Geburtstagkarte haben wir erst eine Woche später bekommen!
Alles ganz reizend (:
Gegen 9 Uhr kam der gute Oscar vorbei. Er sollte einstweilig
auch der einzige Geburtstagsgast sein, denn – ob nun Glück oder Unglück –
sollte unser Geburtstag grade auf den Tag des größten Hindufestivals fallen und
somit feierte an diesem Tag die gesamte indische Nation „mit“ uns.
Bedauernswerter Weise hieß das allerdings, dass die anderen Volunteere
beschäftigt waren und Oscar am Nachmittag schon wieder in sein Hindureservat
fahren musste, um dort die Mäuse auf dem Tisch tanzen zu lassen.
Es war trotzdem eines der besten Frühstücke! Sogar mit Nutella!!!! Ihr könnt
euch nicht vorstellen, was es bedeutet diese braune zuckersüße Köstlichkeit
nach gefühlten Jahren des Verzichts wieder auf der Zunge zu spüren….. wie sie
sich im Einklang mit einem Tost um den Gaumen schmiegt und … jajaja ein wahres
Festmahl! (Das 180g große Glas sollte noch am gleichnamigen Tag geleert werden (: )
Mittag – da wir für den Tag keinen weiteren Plan gemacht
haben, kam langsam Panik auf. Wir hatten auf keinen Fall vor, wie
jeden gewöhnlichen Sonntag von unseren 4 Mauern umringt zu werden.
Kurzerhand beschlossen wir mit Amrita – die bisweilen auch noch unschlüssig war
– nach Vikas Nagar zu fahren. Ich sag euch, diese Reise sollte wahrlich etwas
Besonderes werden.
Eigentlich begann alles so wie immer: Hauptstraße - Vikramfrei und gaffende Menschen so weit das Auge reicht. Schon da viel uns
auf, dass Amrita sich unwohl fühlte, denn während wir den ganzen Trubel, den
die Menschen hier um uns machen gar nicht mehr bemerken, mochte Amrita das
Gefühl nicht, ständig im Mittelpunkt zu stehen. (verständlich – wären wir in
Deutschland würde ich die Leute auch schräg anschauen, wenn sie mir ständig
„Good Afternoon, Madam“ hinterher schreien würden….)

Tja, die Warterei nahm ihren Lauf…. Mittlerweile waren am Horizont immer wieder
Vikrams aufgetaucht…. Allerdings fuhren die mit Lust und Laune an uns vorbei,
denn Diwali sollte neben aufkeimender Fröhlichkeit auch bedeuten, dass die
Infrastruktur wahrscheinlich ihren wirtschaftlichen Jahreshöhepunkt erreichen
sollte.
Aber diese Straße scheint das Glück für uns gemietet zu haben. Nach nur einer
halben Stunde kam Dhruv vorbei! (Dhruv ist ebenfalls ein Mann, der unter die
Stuffs zählt – also quasi ein Mitarbeiter ist. Er hat gewisse
Ähnlichkeiten mit unserem Papa – wofür wir ihn auch sofort ins Herz geschlossen
haben und bei jedem Problem, dass in der Zeit auf uns zu kam, war er der erste,
der es zu Beheben versuchte – ein wahrer Held also und unser inoffizieller
Gastpapa).
Und damit erlebten wir unsere erste 4-Mann-Mopedfahrt!
Während Anna und ich noch relativ bequem hinter Dhruv platz nahmen, musste sich
Amrita mit dem „Gepäckträgersitz“ begnügen, was bedeutete, dass sie von der Unebenheit
der indischen Straßen wohl die meisten Schäden trug.
In Vikas Nagar wurde der Tag noch einmal absurde als eh
schon. Anna und ich haben bei unseren zahlreichen Besuchen dieser Stadt schon
allerhand Bekanntschaften gemacht:
- Der Freund von Benjamin, der mit uns ins
Hindutheater gegangen ist und weswegen wir auch in die Stadtzeitung plus Foto
gekommen sind
- Der Möbelverkäufer, der uns schon vor 3 Wochen
eine Kleiderstange bestellt hat, die aber aus unerfindlichen Gründen immer noch
nicht da ist
- Die Tochter des Möbelverkäufers, die in die
Transaktion verwickelt wurde, weil unser Hindikenntnisse gegen 0 streben
- Der Tuchverkäufer, der uns den Stoff für Annas
Kurte verkaufte und uns anschließend zu einer Näherei schaffte
- Der Tuchverkäufer, der es nicht fassen konnte,
dass wir lediglich ein Handtuch bei ihm kaufen wollten („Sind sie sich sicher
Madam, dass sie nur 1 Handtuch wollen? Und sie – wollen sie gar nichts? Sie
wollen wirklich nur 1 Handtuch kaufen… nein so was… nur ein Handtuch….sie will
nur ein Handtuch….“)
Diese ganzen Bekanntschaften sollten wir heute auf der
Straße treffen und manche davon haben sogar an unseren Geburtstag gedacht!
Amrita stand nur kopfschüttelnd daneben und meinte: „Woher kennt ihr die ganzen
Leute denn?“
Eine feste und unüberwindbare Regel von unserer indische
Organisation ist, dass wir uns 17 Uhr wieder in unseren trauten 4 Mauern
befinden müssen. Daher ging es 16 Uhr schon wieder Heimwärts. Wir
verabschiedeten Amrita und machten uns auf die restlichen 100 m Feldweg zu Fuß
auf.
Nach nur wenigen Metern wurden wir wieder einmal von 2 aufgeregten
Nachbarsmädchen abgefangen (lediglich ein riesiges Feld trennt ihr Haus von dem Schalom—Campus).
Jedes Mal wenn Anna und ich an ihrem Haus vorbei gehen, kommen die 2 wie
aufgeregte Hühner aus dem Haus gerannt und wollen uns zum Tee einladen. So auch
an diesem Tag. Und obwohl es mittlerweile kurz vor 5 war, nahmen wir die
Einladung bereitwillig an – denn uns war noch ganz und gar nicht auf das Alleinsein
bei uns zu hause zumute.
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Diwali ist wie Weihnachten nur für Hindus und ohne Schnee - viel Trubel
in Gold und Silber |
Kaum hatten wir den Hof auch nur mit unseren Zehen betreten,
ging eine riesige Aufregung um. Plastikstühle und 2 Gläser Wasser wurden herangeschafft
und man bat uns, sich doch bitte hinzusetzten. Tja – und dann ging das große
Schweigen und peinliche umhersehen los.....
Wir mit unseren spärlichen Hindikenntnissen waren lediglich im Stande auf die
Frage zu Antworten, woher wir denn kämen – „Germany“. Bereitwilliges Nicken –
ob einer von ihnen wusste, wo dieses Germany liegt bezweifelten wir.....
So verbrachten wir eine geschlagene Dreiviertelstunde um jeden Raum zu
besichtigen, Chai zutrinken und verlegen vor uns Hinzugrinsen.
Als wir dann zu hause ankamen wurden wir schon von unseren
Gasteltern erwartet. Die Beiden haben von ihrer Tochter (die zufällig an diesem
Wochenende zu Besuch war) gesteckt bekommen, dass heute unser Geburtstag ist und
somit wurde dieser Tag mit einem sehr sahnigen indischen
Geburtstagstortenwunder verabschiedet!
Absurdität wohin das Auge reicht – wahrhaft!