Freitag, 1. November 2013

Zeitschleife



Nun war es also so weit – aus meiner bisherigen physischen Einsamkeit entsprang eine Symbiose mit einer Gattung, die jeder Mama bekannt sein dürfte – Läuse!
Mein anfängliches Durchs-Haar-streich-Manöver wurde immer öfter - intensiver und nerviger!
Da mir Anna anfangs nur wenig glauben schenken wollte, zog ich allein mit der - von Mama sorgsam eingepackten Flasche Läusemittel - ins Bad, um meinen neuen Haustieren den Krieg zu erklären.
Dieser Feldzug sollte jedoch nicht zu meinen Gunsten enden .... Leider war ich schon immer der Meinung, dass Packungsbeilagen einem nur den Spaß am Gesundwerden nehmen, und somit gab ich mich erst gar nicht mit der Gebrauchsanweisung ab. Pech für mich - Glück für die kleinen Biester, die einen Tag länger auf meinem Kopf ihr Unwesen trieben!
Mein Schwesterherz ist da eher die akribische Nähnadel-Heuhaufen-Sucherrin - sie schenkte dem Beipackzettel einen gekonnten Blick und machte meinen kleinen Freunden schließelich mit einer 30 min. Chemie-kratz-Laus-Behandlung den Garr aus.

Mit dem befreienden Gefühl wieder Herr meiner eigenen Kopfhaut zu sein begann eines der schönsten Wochenenden hier in Dhakrani!
Zuerst wollten wir mit Amrita (die Gute arbeitet mit uns im Nachmittagsprogramm für die Schulkinder) zu ihrer Familie fahren. Dieser Plan ging leider nicht in Genze auf und somit verbrachten wir den Freitag abend damit, aus der Rarität der Möglichkeiten eine Lösung zu formen.
Als der Ideenreichtum schließlich seinen letzten glänzenden Vorschlag hergab und wir immer noch keine Lösung hatten riefen wir den guten Abu (as know as Abinav - unser Mentor vor Ort) an. Und mit diesem Anruf sollte der gute Knabe einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen!

Er schlug uns vor, dass Oscar, Anna und ich am Samstag allein nach Aasan Baraj fahren und uns dort den See und das Wasserkraftwerk anschauen und am Sonntag mit ihm zu einem Ashram in der nähe von Vikas Nagar fahren.
Gesagt - Getan
Oscar kam am Samstag Nachmittag nach Dhakrani runter und wir warteten auf ihn an der Hauptstraße.
Der Junge, der uns da entgegen kam sah zu begin aus wie Oscar - Oscar mit ..... Kopftuch? "Wie auch immer" dachte ich mir "Wer weiß, was sie ihm da in seinem Hindureservat alles beibringen".
Dann hat der Gute allerdings sein Haupt entblöst und zum vorschein kam .... NICHTS! Da war nichts mehr, was auch nur annähernt an seinen früheren Lockenschopf erinnert hätte!

Nach ein paar Schrecksekunden und gemurmelten Komplimenten sollte es dann weitergehen. Tja, aber wohin? Weder Ort noch Himmelsrichtungen waren so richtig klar. Prinzipiell wussten wir nur, dass wir zu einem 5 km entfernten Wasserkraftwerk wollten.
Das Glück spielte uns den Wohncampus unserer Mitarbeiter (kurz Stuffs) in die Hände. Dieses liegt nämlich auf eben dieser Hauptstraße und schon wenige Minuten später fanden wir uns auf der "Couch" von Gurav und Bernd wieder. Weitere Minuten folgen und wir haben die Information die wir brauchen: Vikram anhalten und richtung Asam Berd fahren. Auf den Einwand von uns, dass wir `uns dann mal auf den Weg machen werden` bedenkt Gurav uns nur mit einem Blick richtung Küche und meint: "Ja sie ist gleich fertig."
Aber zum verabschieden müssen wir doch eh durch die Küche??!
Das blaue Gefährt ist ein Vikram 
In Indien gehört es zum guten Ton einem Gast - so kurz sein Besuch auch im ersten Moment zu sein scheint - erst ein Glas Wasser und wenig später eine Tasse Tee und Kekse zu reichen. 
Da hat uns die deutsche Eile wohl in ein Fettnäpfchen gelockt!
Jaja- so ein Vikram hat tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten mit
einem DDR-Wohnzimmer
Wir verbrachten eine weitere Stunden bei den Beiden - machten Fotos zusammen, quatschten ein bisschen und schauten ein klein wenig Fern (die beiden haben wohl Spitz bekommen, dass wir keinen Fernseher in der Wohnung haben und wollten uns wahrscheinlich einen kleinen Gefallen tun)

15 Vikramfahrminuten später fanden wir uns an einem wirklich wundervollen Ort wieder! Die Fotos können das gar nicht so gut rüberbringen - ehrlich! Die Sonne - der See - die Berge und am Rand die Bäume! Das alles ergab eine Komposition, die einen in einer überwältigenden Sekunde einfach feselt!

Da wir im vorhinein keinen Plan gemacht hatten, was
genau Ziel der Reise sein wird, leihten wir uns kurzerhand eins der am Rand stehenden Trettboote aus. Dabei hat sich der Bootsausleihende Mann jedoch reichlich unbeliebt gemacht.  Zuerst wollte er nicht, dass wir unser zuvor gekaufes Obst mit aufs Wasser nehmen, dann hat er angeordnet, dass wir nur um eine winzig kleine Insel in Ufernähe fahren dürfen und zu guter letzt hat er uns Geldtechnisch völlig übers Ohr gehauen!
(Egal - hat sich trotzdem in Genze gelohnt!)


Der Sonntag war ebenfalls ein Mix aus purer verquerten Erlebnissen und beeindruckenden Resultaten!
Um 9.15 Uhr standen Anna und ich an gleichnamiger Hauptstraße wie Tags zuvor um mit dem Vikram nach Vikas Nagar zu kommen. Da wir uns leider schon zu spät drann waren, war es umso ärgerlicher, dass uns kein einziges Vikram mitnehmen wollte!
Doch auch diesmal ließ uns das Glück nur eine halbe Stunde warten und schickte Vinay (ebenfalls ein Stuff von der Shalom-Schule) vorbei, der uns kurzerhand mit seinem Moped mitnahm. (An dieser STelle möchte ich kurz erwähnen, dass ich mich hier voll uns ganz ins Mopedfahren verliebt habe - es ist laut - schnell und unberechenbar!)
In Vikas Nagar wartet Abu schon auf uns und wir fuhren zu seinem zweitwohnsitz der etwa 18 km weiter oben in den Bergen liegt. Dort hat er sich eine kleine Hütte gebaut hinter der er einen kleinen Garten mit Gemüse und Obst betreibt. Nebenan eröffnet er im nächsten Monat eine Bibliothek - eine sehr eigenwillige Lebenskonstruktion, wie sie es scheinbar allen Indern gefällt.

Wir verbrachten einen herrlichen Nachmittag mit einem Spaziergang, quatschen und  (ganz wichtig) essen! (:












9 Kommentare:

  1. ja da habe ihr gestaunt..der mann aus dem westen ohne locken.....
    nicht nur für euch ein ganz neuer anblick..

    tolle bilder und wieder worte, die neidisch machen ( nicht der inhalt : läuse)
    hier nimmt der winter anlauf um dann mit schwung uns zu überrollen.....

    am dienstag steht bei mir alles im indischen zeichen...ich werde indisch kochen
    hoffe es gelingt mir...ihr werdet es erfahren...
    weiterhin viel spaß und tolle stunden....
    die locken kommen wieder.....oder????
    liebe grüße an die indianerinnen die nun ein lebenjahr weiter sind.....
    der wünsche sind zuviele daher nur den einen:
    alles was ihr euch wünscht, wünsche ich euch auch...
    die fischmalerin


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  2. Ich bin absolut geschockt .. obwohl nicht das, aber überrascht!
    Oscar: deine Ohren sind wunderschön! :D
    Ich hoffe echt, wir können uns alle mal treffen.
    Grüße an den Gutsten und euch alles erdenklich Gute zu eurem Ehrentag!
    Hannes

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    1. er hat ganz vortreffliche ohren (:
      wir sehen uns - 100%

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  3. Hallo ihr zwei / drei

    @ Laura: absolut köstlich geschrieben. Ich kam aus dem schmunzeln gar nicht mehr raus.

    -Benjamin-

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  4. Ich würde gern mal sehen, wie es aussieht, wenn man zu 4 Moped fährt. Das müsst Ihr unbedingt fotografieren.
    Liebe Grüße von Euerer Mutti

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  5. Gibt es Fahrpläne für Vikrams oder fahren die ähnlich wie Taxis bei uns ?

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    1. es ist ein mix aus beidem. Imprinzip übernimmt ein virkam die selbe aufgabe wie ein bus. der unterschied besteht aber grade darin, dass es überall hält und individuelle seiten hat. sobald der fahrer entscheidet, dass sein gefährt voll genug sein und er genug geld macht, fährt er los. das kann auch mal bis zu 30 min dauern,.....

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